Discussion:
[FOSSGIS-Talk] Problem der wachsende Differenz zwischen WGS 84 und ETRS89
Claas QGIS.de
2018-11-08 17:19:12 UTC
Permalink
Hallo Zusammen,


Wenn im QGIS geographische Koordinaten aus WGS 84 (EPSG:4325) nach
ETRS89/UTM32 (EPSG:25832) umgerechnet werden, findet ja keine
Tansformation statt, weil QGIS davon ausgeht WGS84 = ETRS89.

In der proj4 Definition von ETRS89 steht der Transformationsparameter
+towgs84=0,0,0,0,0,0,0: Es wird also von keinem Unterschied ausgegangen.
Wenn ich richtig verstehe, rechnet QGIS beim umprojizieren von WGS84
geographisch nach ETRS89 / UTM32 nur die Koordinaten von Dezimalgrad
nach metrisch um.

Jetzt habe ich gelesen, dass auf Grund der Kontinentaldrift der
Unterschied zwischen den beiden Elipsoiden WGS84 und GRS1980 (ETRS89)
inzwischen fast 60 cm beträgt und ja weiter anwächst.

http://www.killetsoft.de/t_1009_d.htm

Eigentlich müsste das bei der Umrechnung von WGSS84 nach ETRS89
berücksichtigt werden?

Hat jemand damit Erfahrungen bzw. weis, ob es ein praxisrelvantes
Problem ist?

Mit vielen Grüßen,

Claas
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Claas Leiner
QGIS Anwendergruppe DE

Wilhelmshöher Allee 304 E
34131 Kassel
0561/56013445
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Junghans, S. Hr.
2018-11-13 12:13:57 UTC
Permalink
Hallo Class,
ich als (fast) Laie sag mal folgendes :-).

ETRS89 (GRS80) und WGS84(WGS84) sind praktisch identisch. Der Fehler liegt bei ca einem mm.
Eine "Umrechnung" muss zwischen Geokoordinaten und UTM (Projektion) erfolgen.

Die Umrechnung/Transformation/Projektion zwischen Geokoordinaten und UTM ist wiederum eine rein mathematische und das Jahr der Koordinatenaufnahme, dh. die Drift spielt dabei keine Rolle.

Wenn du ohne Korrekturdaten GNSS-Messungen durchführst, ist der System-Fehler so groß, dass die 60cm uninteressant sind.
Misst du mit Koorekturdaten wird die gemessene Koordinate entsprechend korrigiert, dh. die Drift wird rausgerechnet.

Also spielt die Kontinentaldrift bei der (rein mathematischen) Transformation zwischen ETRS89(GRS80)_UTM und WGS84_kartesisch nmM. keine Rolle.

Gruß Steffen
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Claas QGIS.de
2018-11-13 15:00:54 UTC
Permalink
Hallo Zusammen,

Vielen Dank für die Antworten:

Rainer Fletling, ein Vermessungsingenieur,
hat mit noch folgende Antwort geschickt:

.........................................
Das WGS84 hat eine Definitionsgenauigkeit (nicht die Messgenauigkeit
einzelner Punkte) von 1-2 Metern. Das rührt aus den Messverfahren her,
die man in den 70ern hatte, um das System in Bezug zum Massenmittelpunkt
der Erde und zur Rotationsachse absolut festzulegen. Man kann sich also
diese Definitionsgenauigkeit als ein Unsicherheits(kreis) bzw. -Kugel
von 1-2 m Durchmesser vorstellen.

Die Definitionsgenauigkeit des ETRS89 liegt deutlich höher. Sie liegt
bei wenigen Zentimetern. Also ein Kreis bzw. eine Kugel von 3-4 cm
Durchmesser.

So lange der kleine Kreis von 3-4 cm Durchmesser innerhalb des großen
Kreises von 1-2 m liegt, ist das WGS84 und das ETRS89 als identisch
anzusehen und so lange wird es auch keine von Null verschiedenen
Transformationsparameter geben.

Irgendwann wird es wahrscheinlich ein "ETRS30" (~2030) oder "ETRS40"
(~2040) geben. Und das wird dann zum WGS84 sicherlich kleine
Transformationsparameter haben.

Die absoluten GNSS (GPS) Messungen, die man auf der "schwimmenden"
Kontinentalplatte Europas macht, haben ja auch nur Messgenauigkeiten von
3-10 Metern. Von daher stört eine Plattenbewegung von ~60 cm nicht.

Was wir bei höheren Genauigkeiten mit unseren GNSS Messungen machen,
sind ja immer relative Messungen, die relativ zu einer (auf der
europäischen Kontinentalplatte mitschwimmenden) festen Referenzstation
ausgewertet werden. Da werden dann die Koordinaten der Referenzstationen
als "fest" angenommen und die Neupunktkoordinaten aus den gemessenen
Koordinatenunterschieden und den Festpunktkoordinaten berechnet. So eine
Referenzstation befindet sich z.B. auf dem Dach des Kasseler Rathauses.
Man bewegt sich ja nur auf der europäischen Platte. Wo die sich absolut
befindet, ist im Rahmen der absoluten Messgenauigkeit eigentlich egal.
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Claas Leiner
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